ars vivendi

"ars vivendi" ist lateinisch und bedeutet "Die Kunst zu leben".
Wie jede andere Kunst auch ist diese mit Mühe verbunden, d.h. mit ständigem Training und Übungen, was allbekannte Redewendugen wie "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" oder "per aspera ad astra" oder "no pain - gain" etc. ebenso deutlich machen wie die Erfahrung eines jeden von uns.

Meine Ideen hierzu kondensieren in den nachfolgend genannten Regeln. Ich möchte dabei keinesfalls den Anschein erwecken, in der Ausübung der aufgeführten Regeln so etwas wie Perfektion oder bereits ein Stadium vollkommener Glückseligkeit erreicht zu haben. Ich versuche hier lediglich, ein Ideal zu beschreiben, welches anzustreben uns meines Erachtes helfen kann, glücklicher zu leben. Um es noch einmal zu wiederholen: Die Betonung liegt dabei auf "Streben" (Einfach ausgedrückt in dem Satz "Der Weg ist das Ziel"). Zwar haben alle aufgeführten Regeln und Übungen ein Ziel, nämlich glücklicher zu leben, doch dieser Zustand wird nicht erst plötzlich und erst ganz am Ende des Lernprozesses erreicht sondern vielmehr allmählich und Schritt für Schritt. Irgendwann wird der Lernende in diesem Prozess begreifen, dass bereits das Lernen an sich "Vervollkommnung" ist - und das ist ein Moment großer Freude, ein Moment, der (oder das) für immer andauern kann.

Aufrichtig sein
Jesus Christus wird zitiert mit "Dein Ja sei ein Ja und dein Nein sei ein Nein." Hier geht es um die Glaubwürdigkeit der Rede, des Handels, ja selbst des Gedankens, auch und vor allen Dingen gegenüber sich selbst: Vorsätze zu brechen ist Selbstbetrug und damit Selbstaufgabe!
Ein nur zu leicht übersehender Aspekt der Aufrichtigkeit ist Verlässlichkeit: Auf wen man sich nicht verlassen kann, der schadet der Gemeinschaft ebenso wie ein Lügner.
Pünktlichkeit ist nicht nur ein Luxus oder Ausdruck der Höflichkeit, Unpünktlichkeit enttäuscht den Mitmenschen in seiner Würde als ernstgenommener Partner.

Ruhig sein üben
Die mitunter sogenannte "Gabe" der inneren Ruhe ist meiner Erfahrung nach zu mindestens neun Zehnteln Handwerk (Übung, also ständiges Training) und höchstens zu einem Zehntel Veranlagung - insgesamt komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass der menschliche Charakter formbar und von seinem Träger selbst bis ins hohe Alter hinein beeinflussbar ist, sofern er oder sie in imstande ist, äußeren Einflüssen gegenüber Widerstand zu "leisten" und bereit, umzudenken und "Neues" zu lernen. Im Rahmen unseres Bewußtseins können wir uns fast immer frei entscheiden, eine von mehreren Alternativen zu wählen, von denen einige bequemer (d.h. müheloser), sicherer, angenehmer, einfacher, sehr oft aber auch reizloser und uninteressanter sind.
Ruhig sein bedeutet: Agression abklingen lassen (Wut und Unbeherrschtheit beleidigt nicht nur dein Gegenüber, es zerfrisst auch deine Seele und schadet deinen Körper!). Es sei angemerkt, dass das schwierigste Hindernis und die größte Kunst dabei, seine Beherrschung wieder zu erlangen, darin besteht, zu begreifen (d.h. einzusehen), dass man sich wirklich in Rage befindet und dass dieser Zustand eines entwickelten Menschen unwürdig ist. Wer ein Gespür dafür entwickelt, wie peinlich und unangemessen Agression eigentlich immer ist, der hat schon einen sehr großen Schritt auf dem Weg zu seiner Glückseligkeit getan.
Ruhig sein wird gefördert durch Sport treiben (Wer einen stärker kopfbetonten Beruf ausübt, sollte sich die Notwendigkeit bewusst machen, dass sein Körper das entwicklungsgeschichtliche Bedürfnis hat, sich austoben; wer eine eher körperbetonten Arbeit ausübt, bemühe sich um eine geeigneten Ausgleichssport gegen einseitige Belastung). Dabei wirkt die gezielte körperliche Ausdauer-Belastung nicht nur physisch, indem sie z.B. den Ruhepuls senkt und damit den Kreislauf (und damit allgemeine Wohlbefinden) stärkt, sondern in der Regel auch psychisch: Sport treibende Menschen sind im Durchschnitt gelassener als ihre Komplementäre. Insgesamt ist eine "aktivere" Grundeinstellung in Bezug auf die Alltagsbewältigung anzustreben. Dazu gehört auch: Den vielen Verlockungen der Bequemlichkeit (und Degenration!) widerstehen, möglichst jede Gelegenheit nutzen, nicht nachzulassen sondern gegen die Trägheit in die Offensive zu gehen (z.B. öftermal stehen statt zu sitzen; beim Bücken die Knie durchdrücken; die Treppe nehmen anstelle des Aufzugs; auch der auf Rolltreppe weitergehen...)
Ruhig sein heißt: Sich Zeit lassen. Hast du dir eigentlich schon einmal klar gemacht, dass Stress sehr oft gar nicht allein von außen oder Natur-gegeben ist, sondern zu einem nicht unerheblichen Anteil von dir selbst, nämlich durch eine der augenblicklichen Situation / deiner momentanen Konstitution unangemessenen Erwartungshaltung erzeugt wird?

Bewusst & kontrolliert ernähren
Inkonsequenterweise werden in einer Zeit, in welcher eigentlich jedem erwachsenen Menschen permanent vor Augen geführt wird, wie riskant achtloser Konsum für das eigene Wohlbefinden ist, immer noch die einfachsten Grundsätze ignoriert, und zwar in der Mehrzahl der Fälle aus Gedankenlosigkeit oder Bequemlichkeit:
Systematisch herausfinden, was man gut verträgt: Wenn man z.B. auf einer Speisekarte etwas bislang fremdes entdeckt, es ohne Scheu probieren. Wir sollten uns dahingehend kultivieren, keine Vorurteile mehr gegenüber unbekannten Nahrungsmittel zu haben, dazu gehört auch, eine Speise immer wieder auszuprobieren (der leiblich-physische Geschmack kann sich mit der Zeit ändern - ganz ähnlich wie der modische Geschmack). Grundsätzlich gilt: Je reicher der Speiseplan desto reicher das Leben - und das selbstverständlich nicht nur fürs Essen, sondern für alle Kulturgüter inklusive Religlion und Philosophie. Es ist für einen Christen beispielweise nicht verboten, den Koran zu lesen oder sich für den Budhismus zu interessieren.
Viel trinken: Am besten zu üben am Arbeitsplatz, zwei, drei Liter und ruhig noch mehr! Man gewöhnt sich überraschend schnell daran, und der Preis, häufiger zur Toilette gehen zu müssen, ist ein wirklich geringer verglichen mit der ganz erheblichen Steigerung des Wohlgefühls, denn wenn der Stoffwechsel sozusagen ständig durchgespült wird, findet eine raschere "Entgiftung" des Körpers statt. Kopf- Bauch- und Gliederschmerzen, Verdauungsprobleme und viele andere Symptome nehmen so spürbar ab.
Viele kleinere statt wenige große Mahlzeiten

Den Geist beschäftigen
Bücher lesen statt fern zu sehen
das Gedächtnis trainieren (Gedichte auswendig lernen, immer wieder die Geheimzahlen und Passwörter verändern, Einkaufslisten im Kopf speichern,...)

Immer das Beste hoffen

Nachgeben ohne Überzeugung aufzugeben

das Vordergründige nicht überschätzen, das Hintergründige nicht unterschätzen
Thema und Inhalt sind nicht alles: unter den widrigsten Umständen macht auch die interessanteste Beschäftigung keinen Spaß